13.01.2017

Heute stand ein etwas mehr Kultur als sonst auf dem Programm. Wir hatten nämlich geplant die „Killing fields“ und das Foltergefängniss S-21 zu besichtigen. Da ersteres ein gutes Stück außerhalb der Stadt liegt, liehen wir uns einen Roller (so ein netter Verleiher, der uns gleich über seine persönliche Kriegsgeschichte berichtete), mit dem wir uns auf den Weg machten. Nach einer ca. 30 minütigen Fahrt durch zahlreiche kleine holprige Gässchen und Straßen (wir wollten die große Straße umgehen – sooo viel Stau!), kamen wir bei den Killing fields an.

 

Als wir unser Gefährt geparkt und 6$ gezahlt hatten (das war es wirklich wert!), begannen wir diese mit den im Preis enthaltenen Audioguides zu besichtigen. Was wir während des Rundganges über diesen Genozid erfuhren war interessant, aber vor allem sehr bedrückend und erschreckend. Die Geschichte über die roten Khmer (ihr Ziel war ein kommunistischer Agrarstaat; schuld an der Armut Kambodschas sollte der Unterschied von Stadt [schlecht] und Land sein) und ihr Morden zu erfahren, während man durch die Massengräber ihrer Opfer lief, war sehr eindrucksvoll und es fällt einem schwer zu glauben, dass das alles erst vor wenigen Jahrzehnten geschehen ist. Noch heute werden durch Regenfälle, etc. Knochen, Zähne und Kleidungsstücke der Ermordeten zu Tage gebracht, die dann eingesammelt und aufbewahrt werden.

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Zahlreiche dieser Gebeine (v.a. Schädel) befinden sich in dem großen Gedenkstupa, in der Mitte des Geländes, wo man den Verstorbenen gedenken kann. Das Mahnmal soll selbstverständlich auch an die Gräueltaten der „Angka“ (=Organisation) und der „Khmer Rouge“ erinnern und verhindern, dass diese in Vergessenheit geraten – so etwas darf schließlich nicht mehr vorkommen!

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Die Killingfields sind aber nicht das einzige Denkmal an den kambodschanischen Genozid, das in Phnom Penh zu finden ist. Es gibt nämlich auch noch das Foltergefängnis S-21. Zunächst kamen Gefangene (gebildete, religiöse etc. Leute) hier her, um gefoltert zu werden; war ein Geständnis (hier musste man als Gefangener sehr kreativ sein und eine Verbindung mit Geheimdiensten o.ä. erfinden) erlangt, wurden sie auf den Killing Fields „entsorgt“…

Zu dem ehemaligen Schulhaus (später eben S-21) wollten wir als nächstes fahren, um noch mehr über diesen Teil der Geschichte von Kambodscha zu erfahren. Allerdings bemerkten wir, kurz bevor wir dort ankamen, dass auch uns etwas Grausames widerfahren war: der Schlüssel unseres Rollers war anscheinend während der holprigen Fahrt aus dem Zündschloss gefallen und lag nun irgendwo mitten auf den vollen Straßen Phnom Penh’s… leicht verzweifelt versuchten wir als Geisterfahrer unsere Strecke zurückzuverfolgen, um den Zündschlüssel zu finden, was wir allerdings nach einigen Minuten aufgaben. Es war einfach unmöglich hier etwas wiederzufinden… Wir fuhren also anstatt zum Museum erstmal zurück zum Rollerverleih, wo der Verleiher zum Glück aber sehr nett zu uns war (Kambodscha eben!) und uns keine Vorwürfe machte. Leider hatte er aber keinen anderen Roller mehr zur Verfügung und so ging es für uns jetzt zu Fuß zum Tuol-Sleng-Genozid-Museum.

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Auch hier erwartete uns wieder eine sehr starke und berührende Ausstellung. Es wurde einem erneut von einem Audioguide alles Wissenswerte erzählt, während man durch den Gebäudekomplex des Gefängnisses lief. Man kam durch Folterräumlichkeiten, vorbei an einem Galgen („nur“ zur Folter genutzt) und durch unzählige Zellen und lernte dabei über die unaussprechlichen Verbrechen, die an diesem Ort begangen wurden. Dabei wurde man von den hier gequälten und getöteten Männern, Frauen und Kindern angestarrt, deren Fotos an den Wänden des Gebäudes hingen (alles wurde hier mit Bildern und Dokumenten bürokratisch festgehalten; getötet wurde man auch erst nachdem ein -erfundenes und durch Folter erreichtes – Schuldgeständnis schriftlich vorlag).

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Nach vielen grausamen Fakten und ergreifenden Geschichten, verließen wir diesen schrecklichen Ort wieder und machten uns auf den Weg zurück zum Hostel. Bis unser Pickup zum Nachtbus kam, hatten wir aber noch etwas Zeit. Diese verbrachten wir mit Tischtennisspielen, organisatorischen Zeug erledigen und Abendessen besorgen. Schließlich war es dann 22:20 Uhr und wir marschierten die 2 Minuten zu dem Platz, an dem wir aufgesammelt werden sollten – und es erstmal nicht wurden. Ganze 30 Minuten später trudelte das Auto langsam ein und wir verfrachteten uns und unsere Rucksäcke im Innenraum. Jetzt noch schnell bis zum Sleeper Bus, Schuhe aus und reingehüpft; dann machten wir es uns auch schon auf unseren 5 Plätzen bequem (wir hatten die ganze Fläche am Ende des Busses für uns) und schliefen ein.

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